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Licht, Luft und Sonne: Die Interbau 1957 im Hansaviertel
Ein Modell für die "Stadt von Morgen"?
Das Hansaviertel als „Model für die Stadt von Morgen“
Wie gestaltet man städtisches Leben und Wohnen, dass im Vergleich zu den teilweise katastrophalenZuständenin den Mietskasernenvierteln des Wedding oder des Prenzlauer Bergs überwindet,Wohnungen fürdie unter den Folgen des Bombenkrieges leidenden Berlinerinnen und Berlinernschafft und Ausdruck einersozial und demokratisch verfassten Gesellschaft ist, die sich von der nationalsozialistischen Vergangenheit undder kommunistischen Gegenwart im OstteilBerlins absetzt?
Dieser Herausforderung stellte sich Anfang der 1950er Jahre der Berliner Senat und initiierte die InternationaleBauaustellung Interbau 57, welche das völlige zerstörte Hansaviertel als„Bekenntnis zur westlichen Welt“(Bausenator undGeschäftsführer IBA 57 Karl Mahler) neu errichten sollte. Die als Modell für die zukünftigeStadtplanung und als Gegenentwurf zur StalinalleeangelegteInterbau gewanneine Vielzahl berühmter undweltweit angesehener Architekten (u.a.Walter Gropius, OscarNiemeyer, Egon Eiermann), die ihre Vorstellungzukünftiger Wohn-und Funktionsbauten realisierten.
Nachdem das Viertel in seinen ersten Jahren einstarkes Interesse bei den Berlinerinnen und Berlinern fand undes natürlich eine hohe Nachfrage nach den neuen Wohnungen gab, hatte derKiezinsbesondere in den 1980erund 1990er Jahren mit Akzeptanzproblemen zu kämpfen. Der nun eher auf die behutsame Stadterneuerungund Sanierung alter Bebauung (z.B. Kreuzberg)gelegte Fokusführtezu einer auch im Erscheinungsbild desViertels sichtbaren Vernachlässigung und großen Leerständen.Erst in den Jahren nach der Jahrtausendwendewuchsdie wertschätzende Sicht auf das Hansaviertel als Ausdruck einer wissenschaftlichen Neubewertung derArchitektur der Nachkriegsmoderne.Ein umfassenderund–im Vergleich zu vergangenen Jahrzehnten wenigerideologisch geprägter Umgang mit Architektur zeigt sich auch in der gemeinsamen Beantragung sowohl derheutigen Karl-Marx-Allee als auch des Hansaviertels in das UNESCO-Weltkulturerbe.
Das Hansaviertel – wirklich ein stadtplanerisches Modell
für die „Stadt von Morgen“?