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Ethik

Am Anfang des Denkens – und zwar jedes Nachdenkens – steht das Wundern. Das Wundern über die Natur der Dinge, den Lauf der Sterne, über scheinbar banale Facetten des Alltags wie das menschliche Miteinander in der S-Bahn: kurz, das Wundern über das Leben selbst.

Es gibt während des Prozesses des Erwachsenwerdens eine Reihe von Fragen, die sich jeder früher oder später stellt. Schule, und insbesondere der Ethikunterricht, soll hier eine Möglichkeit bieten zur Klärung dieser Fragen beizutragen und eine konstruktive, kreative und kritische Auseinandersetzung in einem Schonraum mit diesen Themen ermöglichen.

Themen des Ethikunterrichtes

Im Ethikunterricht geht es in erster Linie um moralisches Urteilen und  die Frage nach dem guten (gelingenden) Leben. In diesem Prozess werden Fragen behandelt wie: Wer bin ich und wer möchte ich sein? Wie verhält sich ein Freund? Wie gehe ich konstruktiv mit Konflikten um und wie kann ich diese lösen? Was ist eine sozial gerechte   Gesellschaft und kann diese verwirklicht werden? Wie positioniere ich mich im Spannungsfeld von Freiheit und Verantwortung? Was bedeuten die Begriffe „wissen“ und „glauben“ und kann man diese zusammen denken? Darf ich andere Kulturen kritisieren?

Diesen Fragestellungen wird sich aus drei Perspektiven angenähert: einer individuellen (z.B. „Was bedeutet Freiheit für mich persönlich?“), einer gesellschaftlichen (z.B. „Endet meine Freiheit da, wo die eines anderen beginnt?“) und einer ideengeschichtlichen (z.B. der Freiheit- und Individualitätsbegriff von John Stuart Mill)

Zielsetzung des Faches

Das Ziel ist es, die Schüler zum selbständigen Nachdenken über ethische Fragen anzuregen und sie bei der Findung ihrer eigenen Position zu einem Themenfeld didaktisch anzuleiten und nicht ihnen vorgefertigte Meinungen zu vermitteln, die sie zu übernehmen haben. Ethikunterricht soll selbstbestimmtes, verantwortliches Handeln fördern durch das Wahrnehmen von ethischen Fragestellungen aus unterschiedlichen Perspektiven und die Auseinandersetzung mit dem eigenen und fremden Urteil darüber.

Allgemeine Grundlagen des Faches

Das Fach Ethik wird wie an allen Berliner Schulen ab der 7. Klasse für alle verbindlich mit zwei Wochenstunden unterrichtet. Es besteht die Möglichkeit, in diesem Fach in der zehnten Klasse eine Präsentationsprüfung für den MSA (Mittleren Schulabschluss) abzulegen. In der Oberstufe, also ab Klasse 11, wird das Fach nicht mehr unterrichtet, es kann aber durch den Besuch des Kurses Philosophie weitergeführt werden. Dort werden die Inhalte und erworbenen Kompetenzen dann erweitert und vertieft.

Kompetenzerwerb

Die sorgfältige und eingehende Analyse von Begriffen, das Durchführen von Gedankenexperimenten, die Diskussion von moralischen Dilemmata und das genaue und konzise Formulieren von Argumenten gehören zum Rüstzeug für den Ethikunterricht. Der Ethikunterricht zeichnet sich insbesondere durch seine offenen und diskursfördernden Formen aus, daher wird auch großer Wert auf die kritische, aber faire Auseinandersetzung mit fremden Argumentationen gelegt, auf ein angstfreies, kommunikatives und empathisches Umfeld und einen konstruktiven, partnerschaftlichen Umgang der Diskussionspartner miteinander.

Diese Fähigkeiten werden in vielen Bereichen des beruflichen und privaten Lebens benötigt und im Ethikunterricht deswegen ausgiebig trainiert, damit das Nachdenken nicht bei der eigenen, eventuell vorurteilsbehafteten Meinung stehen bleibt, sondern ein (moralisches) Urteil aufgrund von begründbaren Argumenten und Fakten gefällt werden kann und die eigene Position überdacht und reflektiert wird.

Leistungsbewertung im Fach Ethik

Ethik ist ein ordentliches Schulfach und daher gibt es selbstverständlich auch Noten, die sich, wie in anderen Fächern, aus dem Bereich der mündlichen und der schriftlichen Leistung zusammensetzen. Aufgrund des Diskurscharakters des Faches liegt der Fokus jedoch auf den mündlichen Leistungen.

Grundlage jeder Bewertung sind die oben genannten Kompetenzen und nicht die eigene Meinung des Schülers.

Diese bildet zwar diese die Grundlage einer jeden Auseinandersetzung mit einem Thema, bewertet werden aber die oben aufgeführten Kompetenzen:die Klarheit der verwendeten Begriffe, die Diskussionskultur, die angemessene und nachvollziehbare Formulierung der eigenen Argumente, die Sachbezogenheit und die Verwendung relevanter, im Unterricht erworbener Kenntnisse (z.B. die Einbeziehung philosophischer oder gesellschaftswissenschaftlicher Positionen) und die faire Auseinandersetzung mit fremden Argumenten. Am Ende formuliert es doch der Namenspatron unserer Schule, Johann Gottfried Herder, das Bildungsziel des Faches Ethik am besten:

„Denken, was wahr, und fühlen, was schön, und wollen, was gut ist: darin erkennt der Geist das Ziel des vernünftigen Lebens.“